Presseberichte


Südkoreanischer Pianisten gaben Abschlusskonzert in Lahr

Heri Choi begeisterte mit Klängen von Bach bis zur Amerikanerin Lena Auerbach. Sie und weitere sechs Musiker waren beim Abschlusskonzert zu hören.
Heri Choi begeisterte mit Klängen von Bach bis zur Amerikanerin Lena Auerbach. Sie und weitere sechs Musiker waren beim Abschlusskonzert zu hören.

Eine Woche lang haben 14 Nachwuchstalente aus Südkorea in Lahr an ihrem Klavierspiel gefeilt. Den krönenden Abschluss des Meisterkurses, in den Räumen der »International Fryderyk Chopin Music Academy«, markierte ein glanzvolles Teilnehmerkonzert am Samstagabend.

 

Der mittlerweile fünfte Meisterkurs der im Dezember 2015 in Lahr gegründeten Klavierakademie ist Geschichte. Die 14 Teilnehmer aus Südkorea haben ebenso ihre Koffer gepackt und die weite Heimreise angetreten wie drei der insgesamt vier Dozenten. 

Der Sommerkurs am Fuße des Schwarzwaldes wird dem amerikanischen Klavierprofessor Adam Wodniki aber ebenso in Erinnerung bleiben wie den Klavierschülern und seinen beiden südkoreanischen Kolleginnen, Sun Kyung Lee und Chunghwa Hur. Gemeinsam mit Bozena M. Ficht-Maciejowska, der Leiterin der Lahrer Akademie, und einem kleinen Team von Helfern haben sie eine ungemein intensive Kurswoche erlebt, in der oft bis tief in die Nacht hinein an musikalischem Ausdruck und feiner Klaviertechnik gefeilt wurde. 

Ein guter Pianist lebt nicht nur von seinen technischen Fertigkeiten, er muss die Gedanken und Gefühle des Komponisten erahnen, seine eigenen Empfindungen in der Musik transportieren. Die Meisterkurse der Lahrer Akademie setzten deshalb auch auf den Austausch und das gemeinsame Erleben. Unterrichtsblöcke und Übungsstunden werden ergänzt durch gemeinsame Erlebnisse. 

Die Akademie hat in diesem Jahr auch zu Ausflügen nach Straßburg und Freiburg eingeladen. Am Freitagabend ist Bozena M. Ficht-Maciejowska mit den Kursteilnehmern in ihre Analyse des Finales von Chopins »Sonate in b-moll« (Opus 35), die darin hörbare Transzendenz von Leben, Tod und Wiedergeburt eingestiegen. 

 

Innere Stürme

Die Intensität, mit der Frédéric Chopin seine inneren Stürme und Gefühle in Musik gegossen hat, manifestierte sich aber auch in dem Abschlusskonzert am Samstagabend. 

Mehr als 100 Zuhörer erlebten in der ehemaligen Kantine des Zeit-Areal einen Konzertabend, der wunderbar in innigen Harmonien und virtuosen Ausbrüche schwelgte. Die vier Professoren hatten dafür sieben Kursteilnehmer ausgewählt, von denen am Ende vier auf den Spuren Chopins wandelten.

Noh Eul Kim servierte das »Andante spinato and Grand Polonaise brillante«, ein von ihr ungemein ausdrucksstark interpretiertes Meisterwerk, das die Zuhörer am Samstagabend spürbar in seinen Bann zog. Sang Kyung Kim, der einzige männliche Teilnehmer des Meisterkurses, schwelgte direkt im Anschluss in einer der großen Balladen des Spätwerkes. Schlicht und doch ungemein ergreifend das mehrfach wiederkehrende Ausgangsthema. Dazwischen zwei Intermezzos, die wild und stürmisch aufbrausten. 

 

Gespür für Romantik

Ein Genuss auch Nayoung Chois Auseinandersetzung mit Robert Schumanns »Davidbündnertänzen« und die von Juen Heo servierte »Rhapsodie Espagnole« von Franz Liszt. Auch hier wurde zum Vergnügen der Zuhörer mehr als deutlich, dass die jungen Pianisten aus Südkorea sehr viel Gespür für die Feinheiten der Romantik zu entwickeln vermögen. 
Bei Juen Heo gesellte sich dazu auch noch sinnliche Leidenschaft und spanisches Temperament. 

Ein echter Leckerbissen auch der Auftakt des Konzertes. Heri Choi taucht zum Einstieg ein in die barocke Tonkunst von Johann Sebastian Bach; katapultierte das Publikum dann aber über die Jahrhunderte hinweg in die musikalische Welt der Amerikanerin Lera Auerbach. Im Kontext zeitgenössischer Klangbilder kreierte sie ein großartiges Wechselspiel zwischen wuchtigen Tongewittern und zarten Klangperlen voller Poesie.

Autor:
Jürgen Haberer
16. August 2017 baden-online